IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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LA, Logopädisches Assessment
Autoren des Beitrags: Sebastian Voigt-Radloff, Barbara Schwer, Inge Junde
Grunddaten
aktualisiert: 25.04.2006
Logopädisches Assessment  (LA)
Von: Voigt-Radloff S., Schwer B., Junde I.
Hrsg.: Universitätsklinikum Freiburg, ZGGF
Verlag (Jahr): Eigenverlag, Freiburg (2006, 1. Auflage)
Bestellung: Universitätsklinikum Freiburg
Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Freiburg
Lehener Str. 88
79106 Freiburg
angelika.kotz@uniklinik-freiburg.de

Demoversion erhältlich als Software-Version, als Papier-Version
Kontakt: Sebastian Voigt-Radloff, MSc
Universitätsklinikum Freiburg
Lehener Str. 88
79106 Freiburg
Tel: 0761-270-7095
sebastian.voigt@uniklinik-freiburg.de
Zusammenfassung
Das Logopädische Assessment (LA) ist keine Testung sondern ein Beurteilungsinstrument, d.h. der das Assessment erstellende Logopäde bzw. Sprachtherapeut sammelt zunächst Informationen per Patientenbefragung, durch Beobachtung, per Fremdanamnese, durch Tests und/oder Teamrücksprache. Mit Hilfe dieser gesammelten Informationen beurteilt er dann unter Berücksichtigung des Umfeldes die Funktionen und Performanz des Patienten bei Aktivitäten der Verständigung und der Nahrungsaufnahme, indem er sie definierten Items zuordnet und hier mithilfe vier beschriebener Kategorien der Schwere nach skaliert. Die Items liegen in den Bereichen

Sensomotorische Funktionskreise:
Buccofaciale Motorik, Pharyngolaryngeale Motorik, Buccofaciale und pharyngolaryngeale Sensibilität, Körperhaltung, Atmung.

Sprache:
Auditives Sprachverständnis, Lese-Sinn-Verständnis, Non-verbale Kommunikation, Benennen, Nicht-propositionale Sprache, Nachsprechen, Schreiben.

Sprechen:
Sprechatmung, Artikulation, Stimme, Prosodie.

Verständigung:
In der Therapiesituation, mit vertrauten Personen, in der Öffentlichkeit, Telefonieren, Korrespondenz, Zahlenverständnis/-produktion.

Schluckfunktionen:
Speichelschlucken, Kauen und Bolustransport, Schluckreflextriggerung, Aspirationsschutz, Reinigungsaktivitäten.

Nahrungsaufnahme:
Flüssige Konsistenz, Breiförmige Konsistenz, Feste Konsistenz, Nahrungsaufnahme im geschützten Raum, Nahrungsaufnahme in der Öffentlichkeit.

Die vier Schweregrad-Kategorien sind ebenso wie die Items in einem dazugehörigen Handbuch definiert. Ein wichtiges Kriterium der Vierer-Einteilung ist der Bezug zum Alltag des Patienten. Im Allgemeinen können die vier Kategorien wie folgt beschrieben werden:
I
Der Patient hat keine Einschränkung in der Verständigung oder der Nahrungsaufnahme:
• Es ist keine Hilfestellung durch Hilfsmittel oder Hilfspersonen erforderlich.
• Es liegen keine Störungen der Sprach-, Sprech- oder Schluckfunktionen vor.
• Der Aufwand an Zeit und Energie, um Anforderungen bzw. Aufgaben zu erfüllen, liegt im Normbereich.
II
Der Patient kann die leichten Einschränkungen oder seltenen Fehlleistungen in der Verständigung oder der Nahrungsaufnahme selbstständig bewältigen:
• Setzt Hilfsmittel und -strategien selbständig und effektiv ein.
• Bemerkt und korrigiert auftretende Störungen der Sprach-, Sprech- oder Schluckfunk-tionen selbständig.
• Der Aufwand an Zeit und Energie, um Anforderungen bzw. Aufgaben erfüllen zu können, liegt leicht über dem Normbereich.
III
Patient kann die deutlichen Einschränkungen oder häufigen Fehlleistungen in der Verständigung oder der Nahrungsaufnahme nur mit Hilfsperson bewältigen; es sind noch Teilleistungen des Patienten vorhanden.
• Benötigt Hilfestellung durch professionelle Hilfsperson oder geschulten Laien.
• Bemerkt und korrigiert Störungen der Sprach-, Sprech- oder Schluckfunktionen nur teilweise selbständig
• Kann Anforderungen bzw. Aufgaben trotz deutlichen Mehraufwandes an Zeit und Energie nur teilweise erfüllen.
IV
Patient kann die massiven Einschränkungen oder die fast immer auftretenden Fehlleistungen in der Verständigung oder der Nahrungsaufnahme auch mit Hilfsperson nicht bewältigen; es sind keine Teilleistungen des Patienten mehr vorhanden:
• Trotz Hilfestellung durch professionelle Hilfspersonen sind die Einschränkungen nicht zu kompensieren.
• Bemerkt und korrigiert Störungen der Sprach-, Sprech- oder Schluckfunktionen Formen nicht.
• Kann Anforderungen bzw. Aufgaben trotz massiven Mehraufwandes an Zeit und Energie nicht erfüllen.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Die im individuellen Umfeld ausgeführten Aktivitäten der Verständigung und der Nahrungsaufnahme sowie die alltagsrelevanten Funktionen der Sprache, des Sprechens, des Schluckens und die sprech- und schluckrelevanten sensomotorischen Funktionskreise.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Die Dimension werden im LA als Domänen bezeichnet und repräsentieren auch gleichzeitig die validierten Skalen (siehe auch Frage- und Antwortformate)
- Sensomotorische Funktionskreise (5 Items)
- Sprache (7 Items)
- Sprechen (4 Items)
- Verständigung (6 Items)
- Schluckfunktionen (5 Items)
- Nahrungsaufnahme (5 Items)

Gesamtzahl der Items: 32
Theoretische Grundlagen:
Das grundlegende Konstrukt des LA ist die tatsächliche Ausführung von Aktivitäten zur Verständigung und Nahrungsaufnahme im Alltag (Performanz). Das LA basiert auf dem Theoriemodell der ICF, nach dem für das Gelingen von solchen Aktivitäten sowohl die relevanten Funktionen als auch die physikalischen und sozialen Umweltfaktoren zu berücksichtigen sind.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Fremdeinschätzung; Interview; Beobachtung; Test / Messung;
Das LA ist eine Beurteilung der Patientensituation durch den Logopäden bzw. Sprachtherapeuten, die auf sämtlichen logopädischen Routineverfahren der
Informationsbeschaffung basiert;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Vier Schweregradkategorien zu jedem handbuchdefinierten Item. Die zu Domänen zusammengefassten Items entsprechen den Dimensionen.(siehe Dimensionen/Analyseeinheiten)
Aufbau: Modularer Einsatz möglich;

Die Entwicklung erfolgte in Bezug auf die ICF (ICIDH I oder II): Das Modell der ICF und das LA sind kompatibel. Empfehlungen zur ICF-Kodierung der jeweiligen LA-Items sind intergriert.
Gütekriterien
Objektivität:
Durchführung: Die Art und Intensität der Informationsbeschaffung ist den Therapeuten frei gestellt.
Beurteilung:Die Beurteilungskriterien sind im Handbuch definiert.
Auswertung:Einzelauswertungen sind direkt im Formular objektiv ersichtlich. Für Gruppenauswertungen
steht voraussichtlich ab Sommer 2006 ein untersucherunabhängiges PC-Programm zur Verfügung.
Reliabilität:
Interne Konsistenz: Cronbach alpha 0.81 bis 0.95
Validität:
Diskriminative Validität: ROC-Kurve, Receiver-Operating Characteristic (Asymptotische Signifikanz):

LA-Domäne Verständigung:Diagnose Aphasie: 0.87 (< 0.001)
LA-Domäne Sprache:Diagnose Aphasie: 0.98 (< 0.001)
LA-Domäne Sprechen:Diagnose Dysarthrie: 0.89 (< 0.001)
LA-Domäne Schluckfunktionen:Diagnose Dysphagie: 0.98 (< 0.001)
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 18 bis 99 Jahre
Anwendungsfelder:
sektoren- und indikationsübergreifend;
Sprachtherapie, Logopädie
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
Pädiatrie
Referenzen der praktischen Anwendung:
Die Implemetierungsphase beginnt im Sommer 2006.
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Logopädie oder Sprachtherapie
Materialien:
Therapie-/Untersuchungsroutine ausreichend
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Anwesenheit des Untersuchers während der Untersuchung notwendig
Anwendungsdauer: 20-45 Min
Nur Erstbeurteilung mit Zielsetzung: 20 Min
Erst- und Zweitbeurteiung mit freitextlichem Abschlussbericht: 45 Min

Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich
Auswertungsdauer: 2 Min
Kosten
Anschaffungskosten: 25,- bzw.115,- €
Details: Assessment inklusive Handbuch: 25,- €
Fakultativ: < 90,- € für CD mit der Möglichkeit der statistischen Auswertung von Gruppen;
Einzelne Anwendung: 0,- €
Details: keine Kosten, da das LA auf der Routinebefundung des Logopäden bzw. Sprachtherapeuten basiert und die bisherige Dokumentation ersetzen kann;
Publikationen
Allgemein:
Schwer B, Hauck E, Voigt-Radloff S (1997) Das Logopädische Assessment, Forum Logopädie 11: 23-5.
Zu den Gütekriterien:
Voigt-Radloff S, Leonhart R, Schwer B, Junde I, Heiss HW (2005) Das Logopädische Assessment: Feldversuch zu psychometrischen Eigenschaften, Praktikabilität, Akzeptanz und Prozessqualität. Das Gesundheitswesen 67: 665-73.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Kognitive Fähigkeiten Sprach- und Sprechfähigkeit
Körperliche Fähigkeiten Sinnesfähigkeiten