IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

Zur Navigationsleiste springen

[Logo] Die Buchstaben I, Q, P, R in blauem Kasten mit roten Bogen

Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
vergrößern   normal   verkleinern
Info

Detailansicht

PA, Physiotherapeutisches Assessment
Autoren des Beitrags: Sebastian Voigt-Radloff, Dirk Schlennstedt
Grunddaten
aktualisiert: 25.04.2006
Physiotherapeutisches Assessment  (PA)
Von: Voigt-Radloff S., Schlennstedt D.
Hrsg.: Universitätsklinikum Freiburg, ZGGF
Verlag (Jahr): Eigenverlag, Freiburg (2006, 1. Auflage)
Bestellung: Universitätsklinikum Freiburg
Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Freiburg
Lehener Str. 88
79106 Freiburg
angelika.kotz@uniklinik-freiburg.de

Demoversion erhältlich als Software-Version, als Papier-Version
Kontakt: Sebastian Voigt-Radloff, MSc
Universitätsklinikum Freiburg
Lehener Str. 88
79106 Freiburg
Tel: 0761-270-7095
sebastian.voigt@uniklinik-freiburg.de
Zusammenfassung
Das Physiotherapeutische Assessment (PA) ist keine Testung sondern ein Beurteilungsinstrument, d.h. der das Assessment erstellende Physiotherapeut sammelt zunächst Informationen per Patientenbefragung, durch Beobachtung, per Fremdanamnese, durch Tests und/oder Teamrücksprache. Mit Hilfe dieser gesammelten Informationen beurteilt er dann unter Berücksichtigung des Umfeldes die Funktionen und Performanz des Patienten bei Bewegungsaktivitäten des täglichen Lebens, indem er sie definierten Items zuordnet und hier mithilfe vier beschriebener Kategorien der Schwere nach skaliert. Die Items liegen in den Bereichen
Mobilität:
Transfer, Balance, Gehen, Treppensteigen, Ausdauer.
Sensomotorik:
Aktive Beweglichkeit, Muskelkraft, Lagesinn, Oberflächensensibilität, Manuelle Feinmotorik, Koordination.
Funktionelle Störungen:
Schmerzen, Ödeme, Trophikstörungen, Störungen der Gelenkbeweglichkeit, Instabilität der Gelenke und Knochen, Tonusstörungen, Schwindel.
Spezifische neurophysiologische Störungen:
Rigor, Tremor, Ataxie, Neglect, Pusher-Syndrom.
Die vier Schweregrad-Kategorien sind ebenso wie die Items in einem dazugehörigen Handbuch definiert. Ein wichtiges Kriterium der Vierer-Einteilung ist der Bezug zum Alltag des Patienten. Im Allgemeinen können die vier Kategorien wie folgt beschrieben werden:
I
Keine Einschränkung, volle Funktion, völlige Selbständigkeit bei alltagsrelevanten Bewegungsaktivitäten.
II
Leichte, kompensierbare Einschränkung im jeweiligen Item, wobei Selbständigkeit bei alltagsrelevanten Bewegungsaktivitäten durch Hilfsmittel oder -strategien gewährleistet ist, Hilfsperson ist noch nicht nötig.
III
Deutliche nur teilkompensierbare Einschränkung im jeweiligen Item, wobei der Patient noch Teilleistungen bei alltagsrelevanten Bewegungsaktivitäten selbständig erbringen kann, Hilfsperson ist jedoch nötig.
IV
Massive nicht kompensierbare Einschränkung im jeweiligen Item mit kompletter Abhängigkeit von einer Hilfsperson, selbständige Teilleistungen bei alltagsrelevanten Bewegungsaktivitäten sind nicht mehr möglich.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Die im individuellen Umfeld ausgeführten Bewegungsaktivitäten sowie die alltagsrelevante Sensomotorik, die funktionellen Störungen und spezifische neurophysiologische Störungen
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Die Dimension werden im PA als Domänen bezeichnet und repräsentieren auch gleichzeitig die validierten Skalen (siehe auch Frage- und Antwortformate)
- Mobilität (5 Items)
- Sensomotorik (6 Items)
- Funktionelle Störungen (7 Items)
- Spezifische neurophysiologische Störungen (5 Items)

Gesamtzahl der Items: 23
Theoretische Grundlagen:
Das grundlegende Konstrukt des PA ist die tatsächliche Ausführung von Bewegungsaktivitäten im Alltag (Performanz). Das PA basiert auf dem Theoriemodell der ICF, nach dem für das Gelingen von (Bewegungs-) Aktivitäten sowohl die bewegungsrelevanten Funktionen als auch die physikalischen und sozialen Umweltfaktoren zu berücksichtigen sind.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Fremdeinschätzung; Interview; Beobachtung; Test / Messung;
Das PA ist eine Beurteilung der Patientensituation durch den Physiotherapeuten, die auf
sämtlichen physiotherapeutischen Routineverfahren der Informationsbeschaffung basiert;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Vier Schweregradkategorien zu jedem handbuchdefinierten Item. Die zu Domänen zusammengefassten Items entsprechen den Dimensionen.(siehe Dimensionen/Analyseeinheiten)
Aufbau: Modularer Einsatz möglich;

Die Entwicklung erfolgte in Bezug auf die ICF (ICIDH I oder II): Das Modell der ICF und das PA sind kompatibel. Empfehlungen zur ICF-Kodierung der jeweiligen PA-Items sind intergriert.
Gütekriterien
Objektivität:
Beurteilerübereinstimmung
Gewichtetes Kappa auf Item-Ebene 0.34 bis 0.91
Durchführung: Die Art und Intensität der Informationsbeschaffung ist den Therapeuten frei gestellt.
Beurteilung:Die Beurteilungskriterien sind im Handbuch definiert.
Auswertung: Einzelauswertungen sind direkt im Formular objektiv ersichtlich. Für Gruppenauswertungen
steht voraussichtlich ab Sommer 2006 ein untersucherunabhängiges PC-Programm zur Verfügung.
Reliabilität:
Interne Konsistenz: Cronbach alpha 0.65 bis 0.94
Test-Retest: Gewichtetes Kappa auf Item-Ebene 0.81 bis 0.98
Validität:
Kongruente Validität: Pearson Korrelations-Koeffizient (Signifikanz):

(1) Mobilität:
Funktionsfragebogen Hannover: 0.72 (< 0.01)
Tinetti-Test: 0.88 (< 0.01)
Five-Chair-Rising-Test: 0.38 (< 0.01)
SF-36, körperliche Funktionen: -0.51 (< 0.01)

(2) Sensomotorik:
Funktionsfragebogen Hannover: 0.42 (< 0.01)
Tinetti-Test: 0.53 (< 0.01)
Five-Chair-Rising-Test: 0.35 (< 0.01)

(3) Funktionelle Störungen:
Funktionsfragebogen Hannover: 0.46 (< 0.01)
Tinetti-Test: 0.51 (< 0.01)
Five-Chair-Rising-Test: 0.40 (< 0.01)

(3) Spezifische neurophysiologische Störungen:
Tinetti-Test: 0.50 (< 0.01)
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 18 bis 99 Jahre
Anwendungsfelder:
sektoren- und indikationsübergreifend;
Physiotherapie
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
Pädiatrie
Referenzen der praktischen Anwendung:
Die Implemetierungsphase beginnt im Sommer 2006.
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Physiotherapie
Materialien:
Therapie-/Untersuchungsroutine ausreichend
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Anwesenheit des Untersuchers während der Untersuchung notwendig
Anwendungsdauer: 15-40 Min
Nur Erstbeurteilung mit Zielsetzung: 15 Min
Erst- und Zweitbeurteiung mit freitextlichem Abschlussbericht: 40 Min

Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich
Auswertungsdauer: 2 Min
Kosten
Anschaffungskosten: 20,- bzw. 100,- €
Details: Assessment inklusive Handbuch: 20,- €
Fakultativ: < 80,- € für CD mit der Möglichkeit der statistischen Auswertung von Gruppen;
Einzelne Anwendung: 0,- €
Details: keine Kosten, da das PA auf der Routinebefundung des Physiotherapeuten basiert und die bisherige Dokumentation ersetzen kann;
Publikationen
Allgemein:
Dorfmüller-Küchlin S, Schlennstedt D, Voigt-Radloff S (1998) Das Physiotherapeutische Assessment, Krankengymnastik - Zeitschrift für Physiotherapeuten 10:1711-23

Voigt-Radloff S, Heiß HW (2003) Abgestimmte therapeutische Assessment-Verfahren: Entwicklungsstatus und Ergebnisse am Beispiel des Ergotherapeutischen Assessment. Neurologie & Rehabilitation 9 (6): 280-285
Zu den Gütekriterien:
Voigt-Radloff S, Leonhard R, Schochat T, Schlennstedt D, Heiss HW (2006) Psychometrische Testung des Physiotherapeutischen Assessment. (accepted: Physikalische Medizin, August 2006, Thieme Verlag Stuttgart )
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Emotionen Schmerz und Schmerzbewältigung
Körperliche Fähigkeiten Alltagsaktivitäten (ADL)
Sinnesfähigkeiten
Person <> Alltagsleben Alltagsaktivitäten (ADL)
Person <> Gesundheit / Krankheit Alltagsaktivitäten (ADL)
Schmerz und Schmerzbewältigung